Schwer und leicht –
Hommage an Vals
© 2014 Franz Gnaedinger
Bilder in
zeitlicher Reihenfolge, vom späten Juni frühen Juli, sodann vom späteren Juli
Kapelle in der Schlucht von Ilanz
nach Vals
Blick über ein Hausdach auf den Kirchturm von Vals
Felsblock in einer Wiese oberhalb von Peil, zeigt sehr
schön die Schichten des berühmten Valser Steins
Kleiner Schalenstein oberhalb von Peil, aus der
Bronzezeit, für die Schwelle eines kleinen Hauses verwendet
Grosser
Schalenstein oberhalb von Peil. Die Schalen dienten gemäss U.P. und G. Büchi dem Anpeilen der Himmelsrichtungen sowie
kalendarischer Aufgänge und Untergänge gewisser Himmelskörper mithilfe
vertikaler Stäbe
Alpenpässe wurden
schon vor zehntausend Jahren begangen, erst recht in der Bronzezeit, sagen wir
vor 3200 Jahren als es ebenso warm oder gar noch wärmer war als heute. In der
Bronze-Nadel von Falera und dem Gold-Rhombus von Bush
Barrow in der Nähe von Stonehenge im Süden Englands
fand ich denselben Kalender falera.htm stonehen.htm und nehme an es gab
(vielleicht nur für kurze Zeit) eine Zinnstrasse von Wales über Falera ins Tessin bis nach Griechenland blenio.htm engiadin.htm Auch die schon in der Bronzezeit
genutzten Thermen von Vals könnten eine Station auf diesem Weg gewesen sein,
ebenso wie jene im Oberengadin.
In der
Gegend von Vals studierte ich zum einen wie Häuser und Berge zusammengehen, zum
andern wie Pflanzen den Stein überwachsen. Hier ein Pflanzenbild
Ein Büschel Alpenrosen oberhalb von Peil
Das Zervreila-Horn vom Staudamm aus gesehen
Die Walser kamen im 13. Jahrhundert aus dem Wallis und dürften im Zervreila-Horn einen Ersatz für das Matterhorn gesehen
haben. Dieses personifizierte meiner Meinung nach in früher Zeit Proserpina,
die Frau mit verhülltem Kopf welche in die Unterwelt abstieg und den schönen
Jüngling Adonis mit sich nahm, dann, im Frühling oder frühen Sommer als Venus
wiederkehrte und Adonis zu neuem Leben auf der Erde verhalf – Adonis ein
Symbol der Bäche und schön bestellten Felder.
Heuschober in Frunt über dem
Staudamm von Zervreila
Die typischen
Schober des Valser-Tales bestehen aus vier steinernen
Pfeilern, dazwischen Wänden aus Holz.
Blick auf den Weiler Frunt
von Norden her
Blick auf Vals von Süden her, Hochebene von Frunt
Zwei weitere Heuschober auf dem Weg nach Vals, der
vordere über einem Quadrat
Früher Nachmittag
in Vals, Blick über die Strasse auf das Haus
Isis
Die Farben sollen
die vier Elemente symbolisieren, während die gelbe aufstrebende Form Isis mit
ihren Flügeln darstellen mag. Die ägyptische Isis wurde noch im Mittelalter
auch von Christen verehrt. Ihre Darstellungen mit Horusknaben
auf den Knien erinnert an Maria mit dem Jesusknaben. Athanasius Kirchner
zeichnete die Göttin im 17. Jahrhundert wie sie mit einem Wassergefäss über die
Felder geht und für Regen und damit für gute Ernten sorgt.
Spielzeug
von Valser Kindern aus früherer Zeit: ein Stall mit
Kühen, Schafen und Ziegen, sowie ein Gehege mit zwei Schweinen, die Tiere sehr
einfach geschnitzt, aber mit einem rührenden Sinn für formale Gestaltung, daneben
ein Wurfspiel (Haselrute, Schnur, flacher Pfeil aus einer Schindel geschnitten)
Die sehr
sehenswerte Sammlung des Gonda-Hauses erzählt von der Armut und auch von der Erfindungsgabe
der Valser. Das Haus stand einst auf Zervreila, sollte abgebrochen werden, wurde aber gerettet,
nach Vals transportiert, neu aufgestellt, und wird seither als Museum
geführt.
Unterhalb des Firstes sieht man einen senkrechten schmalen Balken ohne Funktion. Was er bedeutet? Gemäss Frau Schnyder,
welche eine Führung machte, könnte er der Abwehr von Geistern gedient haben.
Noch ein bewachsener Stein, diesmal über der Alp Leis
ob Vals
Zurück in Vals, Blick auf das Dorf von Süden her, die
Häuser in den Hang geschmiegt, seine Linie übernehmend.
über den Valser Rhein schaut
mich ein verschmitztes Gesicht an, gleichsam ein alter Valser
Wächter der sein Haus vor Geistern schützt – Zufall oder Absicht?
Viele
Holzhäuser haben in der Mitte der Fassade eine oder zwei senkrechte Reihen von
Balken-Enden welche mit dem Dach zusammen die schon besprochene Isis
personifizieren könnten, oder vielleicht einen Engel der über das Haus wacht?
Die Dächer aus schweren Steinplatten stammen vom Berg
und machen aus den Häusern kleine Abbilder der Berge mit ihrem geschichteten
Stein.
Blick
über den Friedhof auf ein altes Haus.
An der Hauswand
hängt zur Dekoration ein altes Wagenrad von zwölf Speichen. Räder dienen
praktischen Zwecken, hatten in früher Zeit aber auch symbolische Bedeutung, als
Weltformel mit den Kardinalachsen Norden Osten Süden Westen, und als Jahr von
zwölf Monaten von je 30 Tagen, dazu 5 oder manchmal 6 zusätzlich Tage, von der
Nabe symbolisiert, während 63 Perioden von 30 Tagen 1'890 Tage ergeben welche
64 Lunationen oder synodischen Monden entsprechen (dies ein alter Kalender den
ich für die Region des Göbekli Tepe vor 12'000 Jahren
rekonstruierte).
In früher
Zeit war die Welt ein Quadrat und der Himmel ein von S�ulen getragener
Baldachin – vielleicht von vier Pfeilern wie ein Schober in der Region
von Vals? Das Rad war in keltischer Zeit eine Weltformel. In Haus-Fassaden von
Vals finden wir die Symbole von W�chtern und Schutzengeln. Die D�cher aus
schweren Steinplatten imitieren den Berg und w�ren gleichzeitig symbolische
Fl�gel, wie hier zu erahnen, in der Aufnahme eines Schober-Daches von oben,
Unterbau und Umgebung wegretuschiert
Schwerer
Stein leichte Fl�gel ... Im arch�ologischen P�rklein
von Sion stehen mehrere Steinkistengr�ber von Lutry bei Lausanne am Genfersee. Die Seitenplatte eines dieser Gr�ber zeigt einen
Adler mit erhobener Schwinge, w�hrend die Deckplatten zweier anderer an Fl�gel
gemahnen welche offenbar die Seelen w�rdiger Verstorbener in den Himmel tragen
sollen. Die Ahnen der Walliser verstanden sich auf Stein. Die Oberfl�chen der
Menhire von Sion, auch im P�rklein aufgestellt,
erinnern an Pappelst�mme; jene von Lutry, am originalen Ort, an die Oberfl�che
von Wasser, als Ensemble grosser dann kleiner Steine an den Genfersee menhir0c.htm
Schwer und leicht – mir schien
dies eine Formel zu sein welche zusammen mit Stein und Wasser den genius loci von Vals
pr�gt: ein karges Leben in einem abgeschiedenen Tal, oft von Nebel heimgesucht,
aber wenn er sich l�st in h�bschen Flocken, fast wie die Spitzent�cher der Valser Frauen die im Haus Gonda zu bestaunen sind.